Gewissensbildung angesichts des „Neuen Wehrdiensts“

Heinz-Wilhelmy-Haus, Kaiserslautern

„Bist du bereit, in den Krieg zu ziehen?“ Das wird reduziert und pointiert die Frage sein, mit der sich alle dann 18-Jährigen Personen ab voraussichtlich Mai 2025 in der Bundesrepublik Deutschland auseinandersetzen müssen. Denn ab dann sollen alle nach dem 31.12.2006 geborenen Menschen Fragebögen zugeschickt bekommen, entweder aus dem Bundesverteidigungsministerium oder direkt von der Bundeswehr. Die Fragebögen gehören zum, von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geplanten, „Neuen Wehrdienst“. Neuer Wehrdienst heißt das Konzept, weil die Einberufung zum Wehrdienst (gewissermaßen dem alten Wehrdienst) seit 2011 auf Pause gesetzt ist. Die Wehrpflichtgesetze haben aber bis heute Gültigkeit behalten.

Das neue Konzept sieht vor, dass in einem ersten Schritt wieder erfasst wird, welche jungen Menschen in der Bundesrepublik für die Ausbildung und den Einsatz als Soldat*in zur Verfügung stehen. Angeschrieben werden also erst einmal alle. Männer, Frauen, Transgenderpersonen.

Frauen und Transgenderpersonen werden den Fragebogen zwar bekommen, für sie bleibt die Beantwortung aber freiwillig, anders bei jungen Männern: Diese sind auf Basis der bestehenden Regelungen im Grundgesetz und Wehrpflichtgesetz zur Mitarbeit beim Fragebogen gezwungen. Wenn Sie dem nicht nachkommen, droht ein Bußgeld.

Das Ziel des Fragebogens ist herauszufinden, welche jungen Menschen möglicherweise für den Soldatenberuf gewonnen werden können. Eine Zwangsrekrutierung, wie es vor 2011 war, als alle Männer entweder Wehrdienst oder Zivildienst leisten mussten, ist aktuell nicht vorgesehen. Aktuell erwartet das Bundesverteidigungsministerium, dass durch diesen Schritt genug junge Menschen gewonnen werden können, um die Bundeswehr wie geplant zu vergrößern.

Ob es bei dem eben skizzierten Fragebogen bleibt, oder doch ein Pflichtdienst für Junge Menschen kommt, hängt vom Ausgang der nächsten Bundestagswahl ab. Einige Parteien machen die Stichworte „Gesellschaftsjahr“ und „Wehrpflicht“ zum Schwerpunktthema im Wahlkampf.   

In jedem Fall ist es sinnvoll, junge Menschen dabei zu unterstützen die mit diesen Stichworten verbunden Fragen nicht eben nebenbei und auf die Schnelle, sondern mit entsprechender Sorgfalt zu bedenken. Schließlich geht es im Ernstfall um Leben und Tod. Hier ist die Aufgabe (Evangelischer) Jugendarbeit „Gewissensbildung“ zu leisten und das bedeutet, einen Rahmen zu gestalten, in dem sich junge Menschen mit den entsprechenden Fragen auseinandersetzen können:

  • Was habe ich für eine Haltung zur Verteidigung des Staates mit Waffengewalt?
  • Könnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, andere Menschen zu töten?
  • Gibt es Alternativen zur militärischen Verteidigung?
  • Wofür lohnt es sich zu leben? Wofür wäre ich bereit zu sterben?

Diese Fragen sind komplex und herausfordernd. Deshalb wollen wir am Mittwoch, den 09. April 2025 bei einem Fachtag der Frage nachgehen, wie wir junge Menschen dabei begleiten können, diese Fragen für sich selbst und dem eigenen Gewissen folgend zu beantworten.

Beginn um 10:00 Uhr

Freie Plätze 09.04.2025
Heinz-Wilhelmy-Haus, Kaiserslautern
Leitung

Florian Geith

Veranstalter
Landesjugendpfarramt
Kosten
kostenlos

Kontakt

Corinna Schneider

Tel. 0631 3642-003
schneider@no-spamejpfalz.de