Liebe Mitarbeiter*innen und Freund*innen der Evangelischen Jugend der Pfalz,
Maria – inkognito mit Sonnenbrille, aber doch erkennbar als die – noch werdende - Mutter von Jesus von Nazareth, gesprayt auf dem Rollladen in irgendeiner Straße. Doch wozu die Sonnenbrille? Wer eine Sonnenbrille trägt, möchte nicht erkannt werden, denn der Blick in die Augen eines Menschen ist auch ein Blick in seine Seele. Was würden wir erkennen, wenn uns Maria einen Einblick in ihr Seelenleben geben würde?
Ist sie die Auserwählte, die Gottes großen Plan unter ihrem Herzen trägt oder eine unbedeutende junge Frau, die unter unwürdigen Bedingungen ein Kind zur Welt bringen muss? Ist sie die Himmelskönigin oder die reine Magd? Ist sie das demütige, schweigend erduldende und geschlechtlose Wesen oder Statistin für rührende Krippenspiele? Es gibt viele Rollen, in die man Maria im Laufe der Jahrhunderte hineingedrängt hat. Sie haben meist eines gemeinsam. Es waren in erster Linie Männer, die Maria ihre Rolle zugewiesen haben, um achtlos und unhinterfragt an ihr vorüber gehen zu können, so wie auf dem Bild. Maria soll nicht gesehen werden, weil ein Blick in ihre Seele ein Spiegel wäre für alle Zustände, worunter diese Welt leidet und meist Männer die Verantwortung für diese Zustände tragen.
Ich wünsche mir und Euch für das Weihnachtsfest und das neue Jahr einen unverstellten Blick auf die Wirklichkeit und auf alles, was Menschen jeden Geschlechts entwürdigt. Großes beginnt oft im Kleinen. Trotz der krisengeschüttelten Zeiten, persönlich wie weltweit, machen uns die vielen Aufbrüche Mut, sich nicht abzufinden mit dem, was das Kommen von Gottes Frieden für diese Welt verbauen möchte. Ich denke an den mutigen Kampf der Frauen im Iran, an die jungen Menschen und ihr verzweifelter Einsatz für das Klima, an die unermüdlichen Hilfsorganisationen und den tapferen Widerstand der Menschen in der Ukraine, um über den Winter zu kommen und an vieles andere mehr. In ihrem Engagement ist so viel zu spüren von der großen Vision der Engel vom „Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die in diesem Jahr daran mitgewirkt haben, dass diese Vision über das Jahr lebendig geblieben ist. Bleiben wir in dieser Welt nicht inkognito, nicht als Evangelische Jugend, nicht als Kirche und nicht als Christ*innen. Schauen wir genau hin, unverstellt und unverblümt. Mischen wir uns ein, wo Menschen an dieser Welt leiden und mischen wir mit, wenn es um diesen Frieden geht, den Gott uns schenkt und den diese Welt braucht.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und kommt gut ins neue Jahr.
Ihr und Euer
Florian Geith
Landesjugendpfarrer